Der Triple-Bottom-Line-Ansatz (TBL) steht synonym für die Berücksichtigung der ökonomischen, der ökologischen und der sozialen Dimension der Geschäftstätigkeiten.
In der Vergangenheit konnten verschiedene Geschäftsmodelle mit der exzessiven Gewichtung einer der drei Dimensionen beobachtet werden:
- Der rein ökonomische Blick, der dem bekannten, aber mittlerweile überholten Shareholder-Value-Ansatz entspricht. Dies ist eine Geisteshaltung, welche ausserhalb der Finanzbranche heute die wenigsten noch ausschliesslich unterstützen würden.
- Bei der extrem ökologischen Orientierung handelt es sich meistens um Non-Profit Organisationen, welche sich der umweltverträglichen Produktion verschrieben haben.
- Wer die sozialen Kennzahlen fokussiert, handelt meist ideologisch motiviert und ist versucht, die Welt oder die Gesellschaft als Ganzes zu verbessern. Dies geschieht meist ohne Rücksicht auf die eigenen Interessen und funktioniert selten ohne staatliche Unterstützung oder private Gönner.
Es steht ausser Frage, dass die zunehmenden sozio-kulturellen und ökologischen Probleme unserer Gesellschaft ihren Ursprung im entfesselten Konsumismus der neoliberalen Marktordnung haben. Der Lebenszyklus der reinen Konsumgesellschaft mit ihrem Mantra des „immer mehr“ kommt jedoch in der heutigen Zeit an ein Ende.
Und so zeigt sich das Prinzip des Stakeholder Ansatzes bei der Formulierung der Geschäftsstrategien glücklicherweise immer deutlicher. Und auch die zunehmende Bedeutung von Umweltzertifikaten wie dem blauen Engel, welcher auch aus der Politik immer mehr Gewicht erhält, ist ein untrügliches Zeichen für einen Sinneswandel.
Der Königsweg für ein Unternehmen im freien Markt, welches legitimerweise am Ende des Tages einen monetären Gewinn erzielen will und dabei sowohl die Umwelt, also die Natur, als auch die Gesellschaft im Blick hat, kristallisiert sich zunehmend aus der obgenannten TBL heraus.
Das Berücksichtigen und sorgfältige Ausbalancieren der drei Nachhaltigkeitsdimensionen ist zweifelsfrei sehr anspruchsvoll.
Es erfordert eine veränderte Denkhaltung in der Führungsetage.
Während bei einer geldgetriebenen Monokultur für Manager mit Hammer jedes Problem ein Nagel war, sprich alle Entscheidungen unter dem rein eigennutzzentrierten Blickwinkel der Gewinnmaximierung gefällt werden konnten, ist heute alles viel komplexer geworden. Eine erfolgreiche Strategie muss auch die Anliegen der Gesellschaft, der Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden berücksichtigen. Die Umweltressourcen sind im Moment noch günstig, wenn nicht sogar gratis, zu haben. Hier zeichnet sich jedoch eine Trendwende ab.
Langfristige, erfolgreiche Positionierung
Wer sich langfristig erfolgreich positionieren will, tut gut daran, diesen Faktor nicht zu unterschätzen. Auch wenn die Betriebswirtschaftstheorie noch in der Effizienz- und Effektivitäts-Blase verharrt, so sollte sich der weitsichtige Unternehmensführer oder die weitsichtige Unternehmensführerin Gedanken über die Möglichkeiten einer Suffizienz-Strategie machen.
Ich höre die geneigten Leserinnen und Leser bereits widersprechen:
«So kann doch kein Unternehmen überleben! Wer soll das bezahlen?»
Sie meinen, dieser Ansatz sei nicht konkurrenzfähig?
Dann sind wir definitiv in der Unternehmensethik angekommen. Damit sprechen wir hier nicht mehr von einer kurzfristigen Gewinnmaximierung (und nach mir die Sintflut), sondern von einem langfristigen Mehrwert für alle Beteiligten mit wiederkehrenden Geschäftspartnern in einer nachhaltigen Gesellschaftsform.
Die Vorteile des TBL im Rahmen der Unternehmensethik
- Die motivierende, sinnstiftende Handlungsanleitung eines ausgewogenen Firmenleitbildes sorgt für grosse Einsparungen bei den Reibungskosten im sozialen Umfeld.
- Sie schützt die unternehmerische Freiheit durch den Obsoleszenz staatlicher Vorschriften, so dass sich der Aufwand mehr als rechnet.
- Ausserdem erreichen Sie einen Wettbewerbsvorteil durch hohe Mitarbeiterbindung.
- Und Ihre Unternehmung gewinnt an Attraktivität für die immer rarer werdenden Fachkräfte und High-Potentials.
Die Kritik am TBL-Ansatz bezieht sich auf die fehlenden Zusammenhänge der drei Messgrössen und fehlende Systematik in der Erfassung und Darstellung der Ergebnisse. Die veröffentlichten TBL-Reports werden als verwirrend und dem Zweck der Schönfärberei abgetan.
Nicht der Report, sondern die zu Grunde liegende Denkhaltung ist essentiell
Selbstredend soll ein solcher Report nicht nur der Erfüllung der Compliance-Vorschriften dienen. Im Gegenteil, nicht der Report oder die Kennzahlen sind der entscheidende Faktor, sondern die dem ganzen Prozess zu Grunde liegende Denkhaltung und die Integration möglicher Verbesserungen aus den gewonnenen Ergebnissen sind essentiell.
Wettbewerbsvorteil
Auf jeden Fall zeigt eine Organisation, die sich den Herausforderungen des TBL im Rahmen der Unternehmensethik stellt, dass sie auf der Höhe der Zeit ist. Wer den Blick öffnet für die sozialen und ökologischen Aspekte seiner Geschäftstätigkeit und die Konsequenzen der Ergebnisse nicht scheut, kann sich entscheidend von seinen Mitbewerbern abheben.
Wir alle haben als Kunden eine Verantwortung
Es bleibt festzuhalten: Der Kunde (also wir alle) hat schlussendlich ebenfalls eine Verantwortung zu tragen. Sein Konsumverhalten entscheidet mit über den Erfolg einer Strategie.