Wer hat diesen Satz nicht schon einmal von einem Vorgesetzten gehört?

Was aber löst die Tatsache aus, dass ich meinen Vorgesetzten oder meine Vorgesetzte nur sehe, wenn es schlechte Nachrichten gibt? Unterschwellige Angst bei dessen resp. deren Anblick?

Auch ich bekam diese Worte bereits an meinem ersten Arbeitstag als Lehrling zu hören. Mein damaliger Abteilungsleiter hatte seine Führungskompetenzen im Rahmen seiner militärischen Laufbahn zum Offizier erworben. Eine durchaus übliche Konstellation zu dieser Zeit. Denn die Armee war damals die einzige Institution, welche eine solche „Ausbildung“ im Angebot hatte.

Seit diesem sonnigen Frühlingstag vor knapp 40 Jahren hat sich die Bildungslandschaft doch erheblich verändert und man dürfte davon ausgehen, dass sich das Repertoire der Führungskräfte exponentiell erweitert haben müsste. Doch ein Blick auf die herrschende Praxis zeigt ein ernüchterndes Bild. Viele Führungskräfte verstecken sich hinter dem Tagesgeschäft, um nicht mit den Mitarbeitenden in einen offenen Austausch treten zu müssen.

Wann ist ein Geschäftsleitungsmitglied zuletzt an Ihrem Arbeitsplatz erschienen und hat sich nach Ihrem Befinden und dem Arbeitsklima in Ihrem Team erkundigt? Und damit meine ich jetzt nicht das übliche, im Vorbeihetzen geäusserte „Wie geht es? Alles in Ordnung? Sehr gut, weitermachen!“. Sondern ein unaufgeregter Dialog auf Augenhöhe, in dessen Verlauf der Vorgesetzte auch eigene Erfahrungen und aus früheren Fehlern gezogene Erkenntnisse mitteilt. Und sich auf die Anliegen und Sorgen der Mitarbeitenden einlässt, um diesen mehr Selbstvertrauen und mittelfristig eine bessere Arbeitsumgebung bieten zu können. Aber leider sind wir noch immer in der kommunikativen Einöde verhaftet.

Vor diesem Hintergrund erstaunen auch die alljährlichen Ergebnisse der bekannten Gallup-Studie nicht, welche die emotionale Mitarbeiterbindung an ihre Arbeitgeber nachfragt. Die Ergebnisse sind im Zeitverlauf seit der ersten Erhebung im Jahre 2001 erstaunlich konstant geblieben. Während etwa 13% eine starke emotionale Bindung aufweisen, fühlen sich 76% nur schwach und 12% überhaupt nicht mit ihrem Arbeitgeber verbunden (Gallup 2016, Zahlen für die Schweiz im D-A-CH Vergleich).

Diese Zahlen sollten zu denken geben. Vor allem wenn man berücksichtigt, dass die emotional stark engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weniger Fehltage, eine geringere Fluktuation, eine höhere Produktivität und die besseren Kundenbewertungen haben. Wir sprechen hier also von einem internen Verbesserungspotential bei über 80% der Belegschaft. Und dieses Potential könnte mit den einfachsten Mitteln geweckt werden.

Zuerst die schlechte Nachricht: Die firmeninternen elektronischen Kommunikationswege über diverse Chat-Funktionen, Marktplätze, virtuelle Schulzimmer (und was es sonst noch alles gibt) sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch.

Nur schon das aktive Zuhören kann zu einer erheblichen Verbesserung der allgemeinen Situation führen. Beim aktiven Zuhören achten Sie auf den direkten Blickkontakt, spiegeln die Körperhaltung Ihres Gegenübers und signalisieren zum Beispiel mit Kopfnicken Ihre Aufmerksamkeit. Das sorgt für ein besseres Verständnis und eine erhöhte Fokussierung. Ein weiterer angenehmer Effekt ist das reduzierte Tempo bei beiden Gesprächsteilnehmern. Besonders bei komplexen Sachverhalten ist das aktive Zuhören sehr hilfreich. Mit etwas Übung können Sie auch das kognitive (Zusammenfassen der Aussagen mit eigenen Worten, Verständnis überprüfen) und das empathische Zuhören (Gefühle verbalisieren und zurückspiegeln) praktizieren. Damit erreichen Sie zusätzlich einen Perspektivenwechsel, sorgen für eine Selbstklärung und reduzieren sogar negative Emotionen.

Die Tatsache, dass in einem persönlichen Gespräch in 10 Minuten etwa 1300 Worte gewechselt werden, macht die enorme Informationsdichte eines Gespräches deutlich. Umso mehr als jede Textnachricht mit mehr als 50 Worten heute kaum noch gelesen wird. Solche Zahlen entlarven auch den Mythos der effizienten Kommunikation mittels elektronischer „Hilfsmittel“.

 

Steigern Sie Ihre Führungsqualitäten und damit die Firmenkultur.

Suchen Sie regelmässig den persönlichen Austausch und hören Sie aktiv zu.

Ihre Gesprächspartner werden es Ihnen danken.

Und Sie werden den Erfolg auch in Ihrer Bilanz sehen.