Lesen ist eine wichtige Tätigkeit im Leben eines Unternehmers oder einer Führungskraft. Ich bin überzeugt, dass in Büchern viel Potenzial steckt, allerdings nur, wenn Dinge umgesetzt und in den eigenen Alltag integriert werden. Wie bereits in einem vorangehenden Artikel festgehalten, gehören für mich fünf Hauptthemen dazu, Unternehmen zu mehr Happiness zu verhelfen:
- Philosophie
- Ethik
- Leadership
- Kommunikation
- Management
Häufig überschneiden sich Themenbereiche und das ist auch gut so. Ich stelle Ihnen heute sechs Bücher vor, die viele wertvolle Informationen zu meinen Lieblingsthemen enthalten. Welche davon haben Sie schon gelesen? Welche machen Ihnen Lust zum Lesen?
«Corporate Happiness als Führungssystem – Glückliche Menschen leisten gerne mehr»
Von Oliver Haas
Oliver Haas zitiert in seinem Buch eine Studie von Lyubomirsky, King & Diener, die 2009 herausgefunden haben, dass glücklichere Mitarbeiter 31% produktiver sind, 37% mehr verkaufen und drei Mal kreativer sind. Die Wissenschaft belegt, dass nicht Erfolg glücklich macht, sondern genau umgekehrt: Glückliche Menschen sind erfolgreich. Sinn, Selbstverwirklichung und ein ausgeglichenes Berufs- und Privatleben stehen auf der Wunschskala der Mitarbeitenden ganz oben.
Sein Buch besteht aus drei grossen Teilen: My Happiness für das persönliche Glück, Corporate Happiness für eine glückliche Unternehmenskultur und Public Happiness als Übertragung auf unser Gesellschaftssystem, um Arbeit und Familie zu integrieren.
Oliver Haas zeigt anhand der wissenschaftlichen Forschung sehr konkret auf, wie Corporate Happiness zu nachhaltigem Erfolg im Unternehmen beitragen kann und vergisst auch nicht, die Umwelt miteinzubeziehen, um sich am Glück aller zu orientieren.
«Wettbewerbsfaktor Unternehmenskultur»
Von Frank Richter
Frank Richter vereinigt als Herausgeber in seinem Buch verschiedene Artikel, die sich darauf beziehen, wie Unternehmenskulturen den Erfolg beflügeln oder lähmen. Insbesondere Sonja Sackmanns Beitrag mit dem Titel «Lässt sich Unternehmenskultur messen – und wenn ja, wie?» ist uns ins Auge gesprungen.
Für sie existieren vier unterschiedliche Ansprüche, weshalb eine Unternehmenskultur gemessen werden soll. Es sind dies:
- Vorbereiten des Topmanagements für Kulturentwicklungsmassnahmen
- Erfassen der aktuellen Unternehmenskultur
- Bearbeiten eines bekannten Problems
- Verbessern der Resilienz einer Unternehmung
Je nach Zielsetzung gilt es, das geeignete Erfassungsinstrument auszuwählen und daran zu denken, dass Befragungen immer auch Erwartungshaltungen wecken, die befriedigt werden wollen.
Ein gelungenes Buch, das darlegt, dass eine ausserordentliche Unternehmenskultur bei der Gewinnung und Bindung von wertvollen Mitarbeitenden hilft, für einen guten Stand im Wettbewerb sorgt und somit zu nachhaltigem Erfolg führt.
«Die Kunst, schwierige Gespräche zu meistern»
Von Peter Boghossian & James Lindsay
Wann haben Sie zuletzt ein wirklich gutes Gespräch geführt? Beruflich oder privat? Schon lange her? Oder fällt Ihnen auf Anhieb gar keines ein?
Nicht nur Boghossian & Lindsay sind überzeugt, dass wir kaum noch wirklich miteinander reden und zuhören können. Vor allem Gespräche mit Personen, die völlig andere Ansichten haben, waren schon immer herausfordernd. Die meisten Menschen haben keine Lust, über heikle Themen zu reden oder ständig auf der Hut zu sein, wenn sie ihre Meinung äussern. Wer aber über Differenzen hinweg produktive Gespräche führen kann, gewinnt: Bewunderung, Einfluss, Überzeugungskraft, Charisma.
Das Buch zeigt auf unterhaltsame Art, wie Sie Ihren Gesprächspartner überzeugen oder mit ihm gemeinsam nach der Wahrheit suchen. Es richtet sich sequentiell an Anfänger, Fortgeschrittene und Könner.
«Digitale Ethik – Ein Wertesystem für das 21. Jahrhundert»
Von Sarah Spiekermann
Sarah Spiekermann ist im Silicon Valley gross geworden. In ihrem Buch zeigt sie eindrücklich auf, welche Werte sie dort vermisst. Ihr Ziel ist ein gutes Leben, die Eudaimonia, bei der Geld eine nebensächliche Rolle spielt. Für sie setzt das einzigartige Zusammentreffen von Menschen in Unternehmen Werte frei, die einen grossen wirtschaftlichen Vorteil bedeuten, wenn sie richtig genutzt werden.
Allerdings beklagt sie, dass wir heute viel zu technikzentriert anstatt menschenkonzentriert denken. Weil wir uns daran gewöhnt haben, nicht mehr miteinander auskommen zu müssen, wird das ethische Denken und Vertrauen in immer ausgefeiltere Rechtssysteme ausgelagert. Für ein wertvolles Geschäftsmodell müssen Werte miteinander in Balance gebracht werden, um das Spannungsfeld, in dem sie zueinander stehen, zu entschärfen. Alles beginnt mit der Loslösung von rein ökonomischer Rationalität und der Zuwendung zu wertvollem Denken. Dies erfordert Mut und Disziplin.
Ein sehr eindrückliches Buch mit vielen, zum Teil verstörenden Einblicken in die Informatikbranche. Sie sagt: «Fortschritt braucht Weisheit und Mut – Maschinen fehlt beides.» Das sollten wir nicht vergessen!
«Wertewirtschaft – Gedanken zu einer vernünftigen Marktwirtschaft»
Von Ulrich Klinkenberg
Das Hauptanliegen der Untersuchung von Ulrich Klinkenberg ist das Aufzeigen der Dysfunktionalitäten der kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Ordnung sowie das Entwickeln von Verbesserungspotenzialen. Für eine gelingende Transformation zu einer Wertewirtschaft, die auch für uns gluecksphilosophen.ch wichtig ist, sind eine wertezentrierte schulische Bildung und eine stärkere Verankerung der Wertethematik im Unternehmen unabdingbar.
Mässigung ist für Ulrich Klinkenberg ein wichtiger und guter Ansatz, um der ständigen Versuchung der Gewinnmaximierung zu entkommen. Eigentlich sollten Unternehmen den tatsächlichen Bedarf der Kunden decken, nicht mehr und nicht weniger. Wettbewerbszwänge und Profitgier verhindern aber diese so einfache Maxime und stellen das Grössenwachstum ins Zentrum der Handlungen. Verzicht, Genügsamkeit und Teilen sollten wieder zu erstrebenswerten Tugenden werden, um mit den endlichen Ressourcen dieser Welt umgehen zu können.
Es wäre so einfach, wenn dieser Machthunger nicht wäre! Für uns ist der Klinkenberg eines der wichtigsten und gedankenreichsten Bücher zum Thema Werte. Dazu passt das nächste Buch von Seele & Zapf perfekt, um das Argument «Der Markt richtet es so, wie es richtig ist» zu entkräften.
«Der Markt existiert nicht – Aufklärung gegen die Marktvergötterung»
Von Peter Seele & Chr. Lucas Zapf
Seele & Zapf fragen sich, wer der Markt ist und leiten begründet her, warum nicht der Markt an sich wirkt, sondern die individuellen Entscheidungen am Markt. Sie regen an, zu überlegen, mit welchem Markt wir leben, welche Funktion wir ihm zugestehen wollen. Sie plädieren dafür, dass Risiko und Verantwortung bei den Akteuren liegen und nicht in der Abstraktion eines Marktes. Als aufgeklärten Marktbegriff verstehen sie den Markt als technische Struktur, die aus sich heraus weder gut noch böse ist.
Die Rationalität des Marktes sei kulturell bedingt, eine Frage der gesellschaftlichen Aushandlung. Deshalb sei es die Aufgabe jedes Marktteilnehmers, den Markt nicht als absolut wahrzunehmen, sondern Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. So sei der Markt ein vorzügliches Verfahren, die Wirtschaft zu organisieren, um effiziente und dienliche Lösungen zu finden.
Zusammen mit Klinkenbergs «Wertewirtschaft» könnte so die Abkehr der Gewinnmaximierung gelingen, die in Teilen bereits eingesetzt hat. Um die Welt vor der Tabula-rasa-Ausbeutung zu retten, muss jedoch noch viel mehr geschehen.
Fazit
Während Oliver Haas aufzeigt, wie Glück im Unternehmen entsteht, was es bewirkt und wozu es dient, erklärt Sonja Sackmann in ihrem Beitrag in Richters Herausgeberband, wie sich Unternehmenskultur je nach Zielsetzung messen lässt. Mitarbeitende von Veränderungen zu überzeugen, kann guten Gewissens in die Kunst, schwierige Gespräche zu meistern eingereiht werden, weshalb Boghossian & Lindsays Werk in wertvoller Weise dazu beitragen könnte, sich diese Kunst anzueignen, egal auf welchem Level sich die eigenen Kommunikationskompetenzen befinden. Das Buch beginnt nämlich bei den Anfängern und steigert sich zu den Profis. Um sich Mut und Weisheit für den Fortschritt zu sichern, eignen sich Sarah Spiekermanns und Ulrich Klinkenbergs Bücher hervorragend. Wer dann noch Stoff sucht, um das Argument «Der Markt richtet es so, wie es richtig ist» zu entkräften, wird bei Seele & Zapf fündig und hat anschliessend definitiv Lust, Verantwortung zu übernehmen und die Gewinnmaximierung zu überdenken.
Welche Bücher haben Sie von dieser kleinen Auswahl schon gelesen?
Welche machen Ihnen Lust zum Lesen?
Schreiben Sie in den Kommentar! Ich warte gespannt darauf.